Vom Verzehr wird abgeraten: Wie uns die Industrie mit Gesundheitsnahrung krank machtHans-Ulrich Grimm ist vom Fach. Der ehemalige Spiegel-Redakteur ist heute als Autor und Journalist eine feste Größe, wenn es um das Thema Ernährung und Gesundheit geht. Die Liste seiner Buch-Veröffentlichungen ist lang und alles, was ich bislang von ihm gelesen habe ist ein lesenswerter Mix aus handfesten, nachprüfbaren Informationen und locker, unterhaltsam geschriebenen Reportage-Teilen.
Dieses Mal hat er sich speziell denjenigen Lebensmitteln zugewandt, die von der Industrie als Gesundheitsnahrung angepriesen werden – eine weitere Facette des Themas Nahrungsmittel und was die Industrie daraus macht. Wer auf die Problematik durch Medienberichte aufmerksam wurde, der findet hier viele weitere Aspekte und – wieder einmal – die Aufdeckung zahlreicher Werbelügen durch einen Insider, der hinter die Kulissen schaut.
Da geht es um Zusatzstoffe in der Margarine, die Herzinfarkte verhindern sollen und sich nachher selbst in den Blutgefäßen festsetzen. Oder um Bio-Lebensmittel, die angeblich gesünder seien und dennoch nicht auf industrielle Helfer wie den Glutamat-Ersatz Hefeextrakt auskommen. Nebenbei werden alte Pseudo-Weisheiten entzaubert wie die, dass Kaffee dem Körper Wasser entziehe, oder dass Vitamine generell gesund seien.
Das Buch enthält so viele Fakten, durchaus auch unterhaltsam aufbereitet, dass es wohl die kompakteste und angenehmste Art ist, sich über dieses Thema zu informieren. Wie viele gute Ratgeber hat aber auch Grimms Buch eine kleine Schwäche: Interessierte Verbraucher werden etliche Aspekte schon kennen, auch wenn sie hier noch einmal ausführlicher dargestellt werden.
Und mit fortschreitender Lektüre wirkt die Anhäufung von Fakten auch etwas ermüdend: Immer nur die Fehler anderer zu beleuchten kann letztlich auf den Kritiker zurückschlagen. „Machs doch besser, sag uns, wie es richtig geht”.
Und da wirds knifflig, erst recht, wenn man auch die vermeintlich „guten”, die Bio-Erzeuger und Wissenschaftler anprangert. Ein sympathischer Zug von Grimm ist es deshalb, am Ende jeden Kapitels tatsächlich einen – wenn auch oft recht lapidaren – Ratschlag zu geben, wie mans besser machen kann: Einfache Tipps für den Alltag, wie man Babykost selbst zubereitet oder „richtigen” Kartoffelbrei oder ein einfaches Risotto.
Alles in allem also profunde Lesekost mit vielen wichtigen Informationen, unterhaltsam zu lesen.
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